Eine Hernie, oder auch Bauchwandbruch, ist der Austritt von im Bauch gelegenen Fettanteilen oder Eingeweiden aus der Bauchhöhle durch eine angeborene oder erworbene Lücke.
Die deutsche Bezeichnung Bruch verwendet die Nebenbedeutung von Bruch als Riss. Dieses kann jedoch zu Verwechslungen mit Knochenbrüchen führen, so dass eher der Fachausdruck Hernie verwendet werden sollte. Das Wort Hernie stammt aus dem griechischen und steht für das Wort Knospe, da es sich hierbei um Ausstülpungen am Rumpf handelt, die einer Knospe ähneln.
Eine Voraussetzung für die Entstehung einer Hernie ist eine Schwachstelle in der Bauchdeckenwand, die an unterschiedlichen Lokalisationen gelegen sein kann. Meist ist diese bereits in der Embryonalentwicklung angelegt. Die Schwachstelle kann aber auch wesentlich später entstehen, beispielsweise durch:
Durch den stetig erhöhten Bauchinnendruck können tragende Bauchwandschichten so weit auseinanderweichen, dass eine beulenartige Vorwölbung der restlichen Bauchwandschichten als Bruchsack resultiert.
Jede echte Hernie weist die 3 charakteristischen Merkmale auf.
Oft ist eine Hernie ein Zufallsbefund und zeigt sich als kleine Beule. Bei Männern sehr oft in der Leiste und bei Frauen häufiger im Nabelbereich oder oberhalb des Nabels. Schmerzen sind eher die Ausnahme, es handelt sich oft um ein Druckgefühl oder einen ziehenden Schmerz bei Bewegung.
Eine Hernie tritt immer aufgrund eines chronischen, also über Jahre andauernden, Prozesses der Gewebsveränderung auf oder ist bei jüngeren Menschen als Schwachstelle der Bauchdecke angelegt. Es gibt also kein plötzliches Einreißen bei einer spontanen Bewegung, wie es häufig angenommen wird.
Bei starken Schmerzen mit Übelkeit und /oder Erbrechen sollte sofort ein Arzt oder eine Notaufnahme aufgesucht werden. Bei Männern kann es im Leistenbereich z.B. auch eine Hodenverdrehung (Torsion) als eigenes Krankheitsbild geben, was einer sofortigen Therapie bedarf.
Bei eher milden Symptomen im Leistenbereich nach z.B. sportlichen Aktivitäten kann auch 2-4 Wochen abgewertet werden, da es sich oft um eine Problematik der Muskelgruppen im Beckenbereich (Adduktoren) handelt, die sich unter Schonung und Einnahme von entzündungshemmenden Medikamenten wie Ibuprofen oder Diclofenac deutlich bessert und keiner operativen Therapie bedarf.
Wenn aber eine Beule vorhanden ist, die sich im Liegen zurückbildet und bei Husten im Stehen wiederauftritt, ist eine Hernie recht wahrscheinlich und sollte durch einen Chirurgen abgeklärt werden.
Prinzipiell lässt sich sagen:
Die Diagnosestellung einer Hernie erfolgt in der Regel klinisch durch die Untersuchung. Ein gutes Hilfsmittel ist der Ultraschall, wodurch kleine Hernien, insbesondere bei der Frau, gut entdeckt werden können.
Bei großen Hernien ist die Diagnosenstellung auch ohne Ultraschall problemlos möglich.
Bei adipösen Patienten oder komplexen Verhältnissen nach mehreren Voroperationen ist die Kernspinntomographie (MRT) die Methode der Wahl. Hierbei ist es wichtig, dass eine dynamische Untersuchung (Valsalva) erfolgt, bei der die Patienten während der Untersuchung pressen müssen. Ansonsten können kleine Hernien nicht diagnostiziert werde und die Untersuchung ist nutzlos. Zur Ausmessung bei großen Defekten vor operativen Eingriffen ist eine Bildgebung mittels Kernspinntomographie (MRT) oder Computertomographie (CT) sinnvoll.
Bei Patienten mit einem neuen Bauchwandbruch, die älter als 50 Jahre sind und noch keine Dickdarmspiegelung (Koloskopie) hatten, sollte diese Untersuchung vor einer Operation als Vorsorgeuntersuchung unbedingt durchgeführt werden, um einen Darmtumor auszuschließen. Die Vorsorgekoloskopie wird bei Männern ab 50 Jahren und bei Frauen 55 Jahren empfohlen und die Kosten von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen.
Unsere Schwerpunkte für eine sicheren und schmerzarme Operation von Hernien.
Wir operieren Nabelhernien bevorzugt ambulant in unserer Praxis mit und ohne Netzeinlage.
Bei Leistenhernien bevorzugen wir die schmerzarme Minimal Invasive Operation
Epigastrische Hernien (Oberbauchbruch) sollten immer operiert werden, da diese häufig zu Problemen führen.
Rektusdiastasen operieren wir sicher in Kombination mit einem Plastischen Chirurgen.
Es gibt verschiedene Operationstechniken, die individuell an den Befund und den Gesundheitszustand der Patient:innen angepasst werden. Dabei wird bei allen Bruchformen zwischen Operationen mit oder ohne Netzeinlage sowie der Minimal Invasiven oder offenen Technik unterschieden.
Diese individuelle Auswahl wird als maßgeschneidertes Konzept ("tailored approach") beschreiben. Daher sollten spezialisierte Hernienchirurg:innen immer verschiedene Operationsverfahren sicher beherrschen und regelmäßig durchführen.
Der direkte Nahtverschluss
Die tragende Bindegewebsschicht des Bauches wird Faszie genannt und in dieser befindet sich die Bruchlücke. Bei der Operationstechnik des direkten Nahtverschlusses wird die Lücke mit einem Faden, der sich nicht auflöst, mit mehreren Nähten sicher verschlossen. Dabei ist es besonderes wichtig, dass kein Gewebe in dem zu verschließenden Spalt eingeklemmt wird. Dieses Verfahren wird bei kleineren Hernien unter 1,5cm im Nabel- oder oberen Bauchwandbereich angewandt. Narbenhernien sollten dagegen immer mit einem Netz versorgt werden, da hier die Gefahr eines erneuten Bruches (Rezidiv) deutlich größer ist.
Netzimplantation
Bei größeren Hernien über 1,5cm, Risikofaktoren wie z.B. Übergewicht, chronische Lungenerkrankungen oder Bindegewebsschwäche und bei Narbenhernien, muss zur Verstärkung ein Kunststoffnetz eingesetzt werden. Ansonsten ist die Gefahr einer erneuten Hernie (Rezidiv) zu groß.
Die Netze bestehen meistens aus dem Kunststoff Polypropylen oder Polyvinylidenfluorid und sind in der Regel sehr gut verträglich. Alle Netze haben eine Tendenz zur Schrumpfung, weshalb diese eher zu groß als zu klein eingesetzt werden sollten. Das Netz sollte den Rand der Hernie bei Nabelhernien um mindestens 3cm und bei Narbenhernien um mindestens 5 cm überlappen, um bei Schrumpfung ein Rezidiv zu verhindern.
Als ein "geplanter" Fremdkörper führen alle Kunststoffnetze zu einer Reaktion im Organismus, wodurch ein Erguss um das Netz bildet (Serom). Meistens ist dieser harmlos und der Körper nimmt diese Flüssigkeit von alleine innerhalb von 2-5 Monaten wieder auf.
In sehr seltenen Fällen muss ein Serom punktiert werden, um die Flüssigkeit abzulassen. Dieses sollte jedoch wegen einer hohen Infektionsgefahr frühestens 6 Wochen nach einer Operation durchgeführt werden. Noch viel seltener ist eine Infektion um das Netz mit Eiterbildung aufgrund einer Blutansammlung mit anschließender Infektion. Hier muss ein Netz wieder entfernt werden, da es zu keinem Einwachsen kommt.
Je nach der Lage des Netzes in der Bauchdecke, gibt es verschiedene Operationsmethoden.
Neu sind Netze, die sich langsam auflösen und dadurch zu einer bleibenden Stabilität führen. Vorteil ist, das die Patienten kein Fremdmaterial im Körper haben. Nachteil sind der extrem hohe Preis und noch keine bestehende Langzeiterfahrung mit diesen Produkten bzgl. der Stabilität und der Rezidivhäufigkeit. In der Regel werden dieses bei infektiösen Wunden in spezialisierten Hernienzentren eingesetzt.
Eine Weiterentwicklung in der Hernienchirurgie ist neben den verbesserten Materialbeschaffenheit auch die Einbringung der Netze über möglichst kleine Schnitte und die Platzierung außerhalb des Bauchraums, um Verwachsungen im Bauchinnenraum zu vermeiden.
Heutzutage sind Operationen dank der modernen Narkosemittel sicher und wenig belastend für den Patienten. Dennoch ist es für den Narkosearzt und Chirurgen wichtig, vorhandene Risikofaktoren zu erkennen und entsprechend vorbereitet zu sein. Daher sind folgende Angaben vor jeder Operation wichtig:
Bei jeder Operation kann es auch zu Komplikationen kommen. Wir führen hier die wichtigsten im Zusammenhang mit der Hernienchirurgie auf.
Gerne können Sie online einen Termin in unserem Terminkalender DOCTOLIB unter dem Fachgebiet "Viszeralchirurg und Proktologe" bei unseren Ärzt*innen buchen. Wir freuen uns.